Anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums möchten wir zurückblicken auf die langen Jahre des Faschings in Wemding. Dieser lange Zeitraum von 50 Jahren brachte unterschiedliche Ereignisse und Entwicklungen, es gab Brüche und auch Stagnation, doch bei allen handelnden Personen stand immer im Vordergrund, den Fasching in Wemding als feste Einrichtung zu erhalten. Dies war nicht gedacht als Selbstzweck, sondern man wollte der Bevölkerung mit den verschiedensten Aktivitäten – den Faschingsbällen, dem Treiben am Marktplatz, dem Umzug und vielem anderen mehr, stets Spaß, Freude, Abwechslung und gute Stimmung vermitteln.

Der Fasching sollte auch in Wemding leben. Vor Jahren wurde nach einer Phase der Stagnation wieder klein angefangen, und dieser Neubeginn hat sich wahrlich gelohnt.
Von Jahr zu Jahr waren Weiterentwicklungen feststellbar. Das Programm, die Kostüme, die Veranstaltungen im Herzen der Stadt, am Marktplatz, überzeugten und zogen immer mehr Menschen in ihren Bann.

Der frühere Fasching in Wemding wurde durch die verschiedenen Wemdinger Vereine ausgetragen. Der Wemdinger Turnverein war durch turnerische Leistungen im weiten Umkreis bekannt. In diesem Verein gab es aber auch hervorragende Moderatoren für Theater, Varieté und Faschingsveranstaltungen.

1935 wurde der Schäfflertanz von der Deutschen Arbeiterfront in Wemding aufgeführt, aus dieser Zeit stammt auch der Ruf Heri,Heri, Schreiner Veri, Heri, Heri, Oxabatz. Schreiner Veri war Xaver Schmidt und Oxabatz Alois Fackler, beide trieben nach dem 1. Weltkrieg das Faschingstreiben im Wemding wieder an.

Ab dem Jahr 1950 zog ein Bär und Bärentreiber am Gumpigen Donnerstag von Geschäft zu Geschäft, durch die Wemdinger Straßen, gefolgt von zahlreichen Kindern, denen von den Leuten Bonbon, Schusser, Kleingeld u.v.m. zugeworfen wurde.

1952 war der 1. Schäfflertanz nach dem 2. Weltkrieg unter der Leitung von Anton Neubauer, welcher abwechselnd von den Wildschützen und den Faschingsfreunden ausgetragen wurde, am Umzug war nur der Gambrinuswagen und der Schlagwagen dabei. Molkereibesitzer Hermann Mönch spendete den Schäfflern zu diesem Anlass einen Zentner Backsteinkäse. Vom Erlös des Schäfflertanzes wurde ein Ausflug an den Tegernsee mit anschließender Einkehr im Münchner Hofbräuhaus gemacht, was die Geschichte des Wemdinger Faschingsverein entscheidend beeinflusste.

Sieben Jahre später, 1959, sorgten dann Unstimmigkeiten, die aus dem Jahr 1952 stammten, für die Spaltung der Schäffler, sodass der Schäfflertanz am Rosenmontag und am Faschingsdienstag aufgeführt wurde, zum einen durch die Wildschützen (unter der Leitung von Hans Miehlich) und zum anderen durch die neu gegründete Faschingsgesellschaft „es doost scho“ e.V. (unter Hans Muschik). Der eine Verein tanzte auf der Südseite und der andere auf der Nordseite des Marktplatzes mit folgender Moritat.

  • Wie schön war einst der Schäfflertanz, als dirigiert der lustige Hans, und alles, was da tanzt und bläst, des Abends kriegt an Backsteinkäs
  • Wo bleibt der Wein für unseren Durst, und manche schöne Dauerwurst, nebst andern guten Sachen, die wir gesammelt hatten.
  • Die wurden vorher abserviert, hinter eine Hecke praktiziert, denn diese Sachen waren doch, nicht in unserm Magen.
  • Doch glauben wir es ganz bestimmt, dass sie heut nicht mehr dorten sind, wer war zusammen gsessen, wer hat all das gfressen.
  • Wer soff denn all den guten Wein, der bei der Sammlung kam herein, den Wemdings Bürger gaben, doch auch für unseren Magen.
  • Wir waren auf das Teilen gspannt, von allen, was da insgesamt, die Wemdinger uns gaben, an Geld und guten Waren.
  • Es wurde da behauptet zwar, dass nachher keine Teilung war, geteilt, wer anders sagt, ist böse, war doch der Backsteinkäs.
  • Weil nun vergangen sieben Jahr, und das ein gut Geschäftchen war, da dachte man vielleicht nicht zwieder, das machmer heuer wieder.
  • Am 11.11. kam man zam, ein Komitee von sieben Mann, soll ohne sich zu streiten, den Fasching vorbereiten.
  • Wie war der einstens wunderbar, die Faschingszüge Jahr für Jahr, wie freute sich denn alles, es ging nicht um den Dalles.
  • Das Komitee uns tut es leid, war halt ein Komitee von heut, nur eins verspricht die Wirkung ganz, drum heuer wieder Schäfflertanz.
  • Nun aber ging die Gaudi los, glaubt ihr vielleicht ein Backstein bloß, sei unser Teil an allem, so könnt es euch gefallen.
  • Zwei Hansen nun, die streiten sich, um den Profit ganz fürchterlich, der eine ehrlich teilen, der andere nichts dergleichen.
  • Man gab nicht nach, man sprach sogar, dass man bei dem Minister war, am Samstag seis gewesen, jetzt fress ich einen Besen.
  • Dann kams vor den Gemeinderat, weil der sonst keine Sorgen hat, mit allen Stimmen gegen keine, Macht euren Dreck alleine.
  • Die Fronten sie versteifen sich, und jeder probte nun für sich, für Rosenmontag die eine, für Dienstag dann die meine
  • A Fastnacht ist a Graus, hauts gleich da stärksta Boda naus, jetzt gibt es gleich zwei Schäfflertanz, es wollens so die beiden Hans.
  • Alle zwo wollens in Stadtrat nei, drum muss a so a Gaudi sei, wem passt ihr alten Kinder, am besten der Zylinder.
  • Als dann zum Schluss nichts übrig bleibt, zu enden diesen Fastnachts-streit, sprach dann der Bürgermeister, die Stimme etwas heiser.
  • Jetzt hört auf mit dieser Gaudi auf, so wars in Wemding niemals Brauch, a Fastnacht muss a Fastnacht sei, und Einnahm kommt in Büchsen nei.
  • Die Büchsen kommen zu mir rauf, und Polizei passt o drauf auf, geteilt in gleichen Teilen, es kann dann keiner bscheissen.
  • Und die Moral von diesem Kampf, in Zukunft lasst doch allen Krampf, an Maskenzug wie früher, dann bleibt a so nichts über.

Orginal Moritat von 1959

Im Jahr 1959 fing alles an …
Der in früheren Jahren bekannte Wemdinger Fasching, bei dem abwechslungsweise unter Mitwirkung aller Vereine, der Geschäftswelt, der Schäfflertanz, die Zwölf Monate und Vier Jahreszeiten aufgeführt wurden, sollte wieder aufleben. Eine Gruppe junger Männer unter der Leitung von Hans Muschik bewiesen am Gumpigen Donnerstag, dass in guter Zusammenarbeit etwas geboten werden kann. Für das nächste Jahr sollte ein Elferrat gegründet werden, wofür der Grundstein bereits gelegt wurde. Die Sensation am Gumpigen Donnerstag war der Wemdinger Sputnik I, dargestellt auf dem Wagen, wie er die Erde mit Sirenengeheul umkreiste …

Neben Hunderten von Zuschauern war auch die ganze Schuljugend auf den Beinen, ebenso zeigte sich auf dem Marktlatz der bunte Maskenzug des Kindergartens. Der Gumpige Donnerstag fand seinen Abschluß mit dem herkömmlichen Hausball im Gasthof „Zum Ochsen“, bei dem es sehr lustig zuging, weil viele Masken anwesend waren.“

Bericht aus der Wemdinger Chronik.

Die Gründungsmitglieder der Wemdosia waren:

Hans Muschik, Josef Meister, Werner Appl, Johann Schneid, Theo Berber, Xaver Eireiner, Anton Neubauer, Sebastian Uhl, Josef Laber, Alois Seehuber und Alois Bach

Das erste Prinzenpaar der FG Wemdosia:

Prinz Erwin I (Erwin Seefried) und Prinzessin Anneliese I (Anneliese Löfflad)

Wissenswertes: Ab 1960 gab es jährlich ein Prinzenpaar bis auf in den Jahren 1970 – 1974

Die Kirche unter Stadtpfarrer Johann Forster stand dem Faschingstreiben positiv gegenüber, der Grundgedanke war „Alles zu seiner Zeit“

Traditionen aus vergangen Tagen


Tradition war es, dass Wemdinger Bürger ins Ries fuhren, um die Rieser zu ihrem Faschingstreiben am Faschingssonntag einzuladen. Dass sie bei dieser ›Faschingsladung‹ nicht mit leeren Körben heimkamen, hatten sie den großzügigen Rieser Bäuerinnen zu danken, die sie mit Brot, Eiern und Schinken reichlich bedachten.

Die Sensation beim Faschingsumzug war der Wemdinger Sputnik I

Motto des Sputniks war:„Schwör nicht Treue bei Mondenschein, der Mond der könnt ein Sputnik sein“

Für diesen nimmermüden Einsatz, die Vielfalt der Ideen, den gleich bleibenden Enthusiasmus für die „fünfte Jahreszeit“ möchte sich die FG Wemdosia bei allen Präsidentinnen und Präsidenten, sämtlichen Mitgliedern, Faschingsaktiven und den vielen Helferinnen und Helfern, die unaufdringlich im Hintergrund arbeiten, ganz herzlich bedanken. Hierzu haben wir für Sie ein kleines Highlight vorbereitet, welches auch Gelegenheit bietet, sich die Vergangenheit des Faschings in Wemding ins Gedächtnis zurückzurufen, sich an den Bildern zu erfreuen, sich ggf. wiederzuentdecken und Erinnerungen aufzufrischen. Er verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart und macht den Wandel des Faschings im Laufe der Zeit deutlich.

Wir wünschen uns auch weiterhin begeisterungsfähige Mitglieder, Spaß an der Vermittlung von Spaß und Freude, denn Fasching ist bekanntlich keine ernste Angelegenheit, sondern ein freudiges Ereignis.

Die Präsidenten der FG Wemdosia:
Hans Muschik + (1959 bis 1973), Richard Ludwig (1975), Josef Meister (1977 bis 1978), Siegfried Sterzig (1978 bis 1987), Ehrenpräsident Manfred Reichel (1987 bis 1998), Dagmar Fuß (1998 bis 2008), Wolfgang Lauer (2008 bis 2011), Markus Metzner (2011 bis 2015), Sandra Eireiner (2015 bis 2020) und Manuel Maindok (seit 2020)

Alle Texte stammen aus mündlicher Überlieferung verschiedener Zeitzeugen